Redebeitrag zur feministischen und antifaschistischen Demonstration „Fundis fahrt zu Hölle“ am 26.02.23 vom OAT Frankfurt

Liebe Genoss*innen!

Wir haben es satt. Alle Jahre wieder versammeln sich die öffentlichkeitsfreudigen Auswüchse des reaktionären und regressiven fundamentalistischen Milieus vor ProFamilia und greifen Schwangere verbal und körperlich an, um diese davon abzuhalten, sich einer Beratung zu unterziehen. Diese Angriffe und allein schon die öffentliche Präsenz der Fundamentalist*innen sind grausamer Alltag vor Beratungsstellen oder den sowieso schon viel zu wenigen Kliniken und Praxen, die Abtreibungen durchführen.
Und egal wie lebensnah und menschenfreundlich sich die Fundamentalist*innen geben – sie sind eine klare Bedrohung für die sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen. Parallel dazu ächten sie alle Menschen, die sich nicht zur heterosexuellen, patriarchalen Kleinfamilie mit Mutter am Herd bekehren lassen wollen.

Diese Bedrohung beginnt nicht erst, wenn sich jene Gestalten in den kommenden Wochen wieder vermehrt auf der Straße vor ProFamilia tummeln. Die Bedrohung entsteht bereits viel früher: in ihren Gemeinden, im Gottesdienst oder zu Hause, wenn sie ihre menschenfeindliche und insbesondere antifeministische Weltanschauung in die Köpfe anderer verfrachten und sich in ihren kruden Ansichten gegenseitig beweihräuchern. Und das geschieht nicht erst seit gestern, sondern hat Kontinuität… Schließlich stellt der Antifeminismus schon immer eine regressive Abwehrreaktion auf Entwicklungen des Kapitalismus dar.

Fundamentalismus lässt sich in den meisten Zusammenhängen als eine, auf religiöse Traditionen zurückgreifende Gegenbewegung zur Moderne begreifen. Als im 20. Jahrhundert gewisse Traditionen, insbesondere religiöse Praktiken, aufzubrechen begannen, formierte sich ebendieser Fundamentalismus in bestimmten Gemeinden, um zu längst überholten und noch rückschrittlicheren Ansichten zurückzukehren.
Diesen Rückschritt sehen wir klar und deutlich, wenn Frauen in ein vermeintlich gottgegebenes Rollenbild gedrängt werden und an tradierten Geschlechterrollen festgehalten wird. Frauen wird jeder Individualismus und jede Selbstbestimmung abgesprochen. Sie seien dafür geschaffen, reproduktive Arbeit als gottgegebene Arbeit, frohen Mutes zu verrichten und möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen. Fundamentalismus geht dabei Hand in Hand mit völkischer Ideologie, die den Körper von Frauen für den Erhalt der Nation beansprucht. In seinem Rückzug auf veraltete Weltannschauungen sind fundamentalistische Strömungen zudem anchlussfähig für verschiedene antisemitische Erscheinungsformen. Hinzu kommen die Verstrickungen mit der politischen Rechten, die nicht nur hinsichtlich des Frauen- und Familienbilds ähnliche Ziele verfolgt. Sie alle stehen im kompletten Widerspruch zu emanzipatorischen Bestrebungen. Geeint sind all diese Ideologien und Bestrebungen jedoch durch ihren widerwärtigen Antifeminismus.

Nahezu uneingeschränkt können es sich die Akteur*innen der Menschenfeinde in ihren bürgerlichen Nestern bequem machen. Sie fühlen sich pudelwohl. Gehen ihren Jobs als Pfarrer nach, arbeiten unbeirrt in ihren vermeintlich gemeinnützigen Vereinen oder können sich ohne Unbehagen in ihrer Nachbar*innenschaft bewegen. Jedoch gibt es dank recherchefreudiger Genoss*innen weitreichend Bilder, Namen und Adressen zu den jeweiligen Fratzen.

Lasst also unsere antifaschistische Arbeit nicht auf dem Plenum enden. Um dieser frauenfeindlichen Großwetterlage zu begegnen, ist eine feministische und antifaschistische Religionskritik auf der Höhe der Zeit vonnöten.

Lasst uns den Fundamentalist*innen zeigen, dass es in Frankfurt, Hessen, der ganzen Welt, und weder im Himmel noch der Hölle einen Platz für sie und ihre reaktionären Einstellungen gibt.
Wir warten nicht auf das Paradies nach dem Tod.
Her mit dem Paradies auf Erden!
Her mit der Selbstbestimmung! Für das Recht auf legale, sichere und kostenfreie Abtreibungen!

Für eine antifaschistische feministische Praxis.

Offener Brief von LOS! Solidarisch Offenbach gegen den Auftritt von Daniele Ganser in der Stadthalle Offenbach

Daniele Ganser soll am 29.3.23 in der Stadthalle Offenbach auftreten. Wir fragen die Verantwortlichen der Stadtwerke Offenbach: Warum gebt ihr Erzählern von Verschwörungen mit implizit antisemitischen Bezügen eine Bühne?

LOS! Offenbach solidarisch haben einen offenen Brief geschrieben, den wir unterstützen.

Hier zwei Auszüge aus dem Brief:

„Am Anfang […] stand die Relativierung des […] 11. September […]. Weiter unterfüttert Ganser sein Verschwörungsgebilde mit kruden Theorien zur Außenpolitik der USA […] im Nahen Osten. Seine vermeintliche Kritik trägt dabei […] antisemitische Bezüge“

„Ganser hielt nie […] Mindestabstand zu Querdenker*innen […]. So war er […] Unterzeichner des Neuen Krefelder Appells […]. Sein Vokabular, dass eine Nähe zwischen Ungeimpften und Verfolgten des NS-Regimes aufmacht, […] verhöhnt die […] Opfer der NS-Gewaltherrschaft“

Den ganzen Brief findet ihr unter: https://offenbachsolidarisch.blackblogs.org/2023/02/01/offener-brief-stadthalle-of/