»Für einen emanzipatorischen Feminismus und die befreite Gesellschaft!« – Redebeitrag Frauen-Kampftag 2020 in Frankfurt

8. März

Die rechten Terroranschläge der letzten Jahre – z. B. Oslo und Utøya, Christchurch, Halle und Hanau – waren nicht nur geprägt von Rassismus und Antisemitismus, sondern auch von einem eliminatorischen Frauenhass und Antifeminismus. In der gesellschaftlichen Wahrnehmung, sei es in der medialen Berichterstattung oder im politischen Diskurs über rechten Terror, geht die frauenfeindliche Komponente des menschenverachtenden Ideologiekonstruktes der Terroristen viel zu oft unter.¹
Wie kommt es dazu, dass diese von den Tätern ausdrücklich betonte Ideologie runter fällt? Das liegt unter anderem daran, dass Misogynie in der Welt in der wir leben, ein Teil der sogenannten Normalität ist. Diese mörderischen Aktionen sind die extremsten Beispiele von alltäglicher und mannigfaltiger Gewalt gegen Frauen.
Denn, Gewalt hat viele Gesichter: Gewalt gegen Frauen ist ein strukturelles Phänomen, dass sich durch Diskriminierungen, Benachteiligungen und Angriffen gegenüber Frauen kenntlich macht. Frauen erleben Gewalt in unterschiedlichen Facetten: häusliche Gewalt, Vergewaltigungen, Frauenhandel, Zwangsprostitution, Genitalverstümmelung, Gewalt auf der Flucht, Femizid, Anti-Abtreibungsgesetze und vieles mehr. Diese Formen der Gewalt betreffen Körper, Sexualität und Psyche von allen Frauen, unabhängig von Klasse, Herkunft und Alter. Dabei ist die spezifische Erfahrung von Benachteiligung und Gewalt trotzdem unterschiedlich, die genannten Kategorien können sich intersektional verschränken. Es sind Menschenrechtsverletzungen, Kriegsverbrechen, Verletzungen der körperlichen und emotionalen Integrität und wirtschaftliche und politische Diskriminierungen gegenüber Frauen. Das ist Ausdruck einer männlichen Herrschaft!
Die dem zugrunde liegende gesellschaftliche Ordnung ist das globale Prinzip des Patriarchats, das sowohl von Männern, aber auch von Frauen selbst aufrechterhalten wird. Sobald dieses Herrschaftsprinzip ins Wanken gerät – ob real oder imaginiert – erleben Männer dies als Kränkung. Die fragile Männlichkeit braucht die Unterdrückung von Frauen zu ihrer Selbstbestätigung. Daher ist Gewalt im Patriarchat allgegenwärtig. Personen, die sich nicht in das binäre Geschlechterverhältnis einordnen lassen, erfahren ebenfalls patriarchale Gewalt. Alleine schon ihre Existenzen werden von Homo-, Trans- und QueerfeindInnen, AntifeministiInnen und SexistInnen als Provokation und Angriff wahrgenommen und deshalb immer wieder in besonderer Weise angefeindet und attackiert.
Deshalb gilt es, sich dem bestehenden Wahnsinn, aus dem nicht zuletzt der eingangs genannte rechte Terror entspringt, solidarisch entgegen zu stellen. Alltägliche Kämpfe und Leidenserfahrungen sind in Patriarchat und Kapitalismus universell. Um die Vereinzelung im Leid zu überwinden und Verhältnisse, die dieses Leiden produzieren, zu ändern, müssen wir uns zusammenschließen und gemeinsam Kämpfen. Wir müssen die ideologische Kontinuität von verbalem Sexismus, über physische und psychische Gewalt, bis hin zum Mord aufzeigen, ohne diese gleich zu setzen.
Gegen das globale Prinzip männlicher Herrschaft!
Für einen emanzipatorischen Feminismus und die befreite Gesellschaft!
FfeM. & AK.069 im März 2020

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