Redebeitrag vom Tag gegen Gewalt an Frauen

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Wir sind heute – am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen hier, weil am 10. Oktober 2019 im Frankfurter Bornheim in der Heidestraße ein Femizid an einer 24-Jährigen Frau durch ihren Ex-Partner begangen wurde. Auf sie wurde mit einem kurz zuvor gekauften Messer mehrfach eingestochen. Sie erlag ihren schweren Verletzungen.

Femizide sind kein Einzelfall.

Seit Wochen galt in Frankfurt eine Frau als vermisst. Laut einem Update der Frankfurter Polizei vom gestrigen Nachmittag ist sie offenbar tot. Unter Verdacht steht ihr 36-Jähriger Ehemann. Er habe widersprüchliche Angaben gemacht und sitzt nun seit einigen Tagen in Untersuchungshaft. Ermittlungen zufolge stand eine Trennung des Paares im Raum.

Dass die Ursache von Femiziden das Geschlecht ist, wird häufig außer Acht gelassen. Ein Blick auf die Schlagzeilen von den allermeisten Zeitungen steht hierfür beispielhaft. Medial inszeniert werden diese Verbrechen viel zu häufig als sogenannte Familiendramen. Dass Frauen selbst dann nicht ernst genommen werden, wenn sie aufgrund ihres Geschlechts ermordet werden, ist auf die patriarchale Ordnung unserer Gesellschaft und der Stellung der Frau im Produktionsprozess zurückzuführen.

Weltweit werden Frauen aufgrund ihres Geschlechts physisch und psychisch unterdrückt. Sie werden zur Unmündigkeit erzogen und in ihrem Intellekt eingeschränkt. Ihnen werden oft Fähigkeiten aberkannt, welche Männern bzw. Jungen a priori zugesprochen werden.

Gewalt gegen Frauen ist Alltagsrealität und das verbreitetste Menschenrechtsverbrechen überhaupt. Sie werden in ihrer körperlichen Unversehrtheit bis hin zu ihrer Existenz eingeschränkt. Insgesamt 150 Millionen Mädchen und Frauen wurden bereits der grausamen Praxis der Genitalverstümmelung, teilweise bereits im Säuglingsalter, unterzogen. In China ist die Existenz weiblicher Personen so wenig wert, dass während der sogenannten Ein-Kind-Politik verstärkt selektiv Töchter abgetrieben wurden.¹ Und es ist 3 mal mehr wahrscheinlich durch den eigenen Ehemann als durch einen Fremden ermordet zu werden.

Neben dem vermeintlich weniger wertvollen Leben einer Frau ist hier ihre Unterdrückung durch ihre Sexualität aufzuführen. Vielerorts sind Frauen immer noch in verschieden starken Ausprägungen des wortwörtlichen Patriarch, alias Mann der über die Familie herrscht und bestimmt, unterlegen. Sie sind starken Reglementierungen und Einschränkungen ausgesetzt und können nicht selbstbestimmt leben. In vielen Ländern müssen Frauen innerhalb der Familie nach islamischem Recht mit Steinigung oder Mord rechnen, wenn sie vergewaltigt wurden. Nur dann könne die vermeintliche Ehre der Familie ins rechte Licht gerückt werden. Auch wenn Frauen sogenannten außerehelichen Sex haben, müssen sie mit erheblichen Strafen rechnen. Oftmals treffen solche Maßregelungen nur Frauen. Homophobie ist ebenfalls ein inhärenter Teil des Patriarchats. Wenn Frauen gleichgeschlechtlich lieben, haben sich je nach Land mit teils Ächtungen, empfindlichen Strafen, bis hin zu lebenslanger Haft oder der Todesstrafe zu rechnen. Nicht wenige Personen sind gezwungen aus ihrem Land zu fliehen, da sie die eben genannten Strafmaßnahmen zu befürchten haben.

Eine Missachtung der physischen und psychischen Grenzen von Frauen stellt sexueller Missbrauch dar. Dieser dient dem Mittel und Zweck der Triebbefriedigung und Machtausübung des Mannes. Eine Objektivierung von Frauen durch Männer findet statt; auch dann, wenn Frauen unfreiwillig ihren Körper und ihre Haare bedecken müssen und ihre Schönheit und ihre Reize vor ihrem Ehepartner und anderen Frauen zum Ausdruck bringen dürfen. Im Iran haben Frauen mit der Todesstrafe zu rechnen, wenn sie sich dem Zwang des Tragens eines Kopftuchs widersetzen.

Auch in Ländern, in denen liberale Feminst*innen so gerne davon sprechen, dass die Gleichberechtigung erreicht sei, zeigen viele Beispiele das Gegenteil. In Deutschland versucht jeden Tag ein Mann seine Frau zu töten, jeden dritten Tag gelingt es den Gewalttätern.² Frauen bekommen dank des gender pay gaps durchschnittlich 21% weniger Lohn – da davon ausgegangen wird, dass eine Frau irgendwann ausfallen und sich um ein Kind kümmern wird. Diese Geschlechternormative zeigen deutlich auf, dass unbezahlte care Arbeit noch immer Frauen aufgedrückt wird.

Im Kapitalismus werden Frauen stets unterdrückt sein. Eine allumfassende feministische Antwort darauf kann also nur die Umwälzung der Produktionsverhältnisse sein. Bis dahin gilt es für einen radikalen und säkularen Feminismus zu kämpfen und diesen auch zu leben. Seid solidarisch unter oder mit Frauen.

Anitfa heißt – Feminismus – heißt Militanz!

Freiheit ist nicht westlich, nicht östlich sondern universell! Ohne die Befreiung der Frau ist die Revolution sinnlos!

¹ https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/lockerung-der-geburtenkontrolle-china-schafft-die-ein-kind-politik-ab/12514704.html

² https://www.deutschlandfunk.de/gewalt-in-deutschland-jeden-tag-versucht-ein-mann-seine.2852.de.html?dram:article_id=433613 & https://www.hr-inforadio.de/programm/das-thema/gewalt-gegen-frauen—alle-drei-tage-wird-eine-frau-umgebracht,gewalt-gegen-frauen-flucht-ins-frauenhaus-100.html