Frankfurter Vertriebenen-Funktionärin als Rednerin bei Neonazi-Sommerfest angekündigt

Bei dem diesjährigen Sommerfest der neonazistischen „Gedächtnisstätte e.V.“ in Guthmannshausen (Thüringen) im August wird Gerlinde Groß, Vorsitzende der „Landsmannschaft Ost- und Westpreußen“ in Frankfurt a.M., als Rednerin angekündigt.

Das völkische Sommerfest in Guthmannshausen

Der neonazistische Verein „Gedächtnisstätte e.V.“ wurde 1992 unter maßgeblicher Beteiligung von Mitgliedern der wegen Holocaustleugnung 2008 verbotenen Organisation „Collegium Humanum“¹ um das Ehepaar Werner Georg Haverbeck und Ursula Haverbeck-Wetzel gegründet. Erst 2011 verkaufte das Land Thüringen wider besseren Wissens das Grundstück, ein ehemaliges Rittergut, an
das Vereinsmitglied Bettina Maria Wild-Binsteiner aus dem hessischen Sinntal für 320.000€. Seitdem ist dort eine geschichtsrevisionistische Gedenkstätte errichtet worden, den der Verein in seinen eigenen Worten als „lichten Ort des würdigen Gedenkens an die 12 Millionen zivilen deutschen Opfer im und nach dem 2. Weltkrieg“ bezeichnet. Neben der offensichtlichen geschichtsrevisionistischen und völkischen Propagandafunktion der sogenannten Gedächtnisstätte wird das Gelände von diversen neonazistischen Organisationen als Veranstaltungs- und Tagungszentrum genutzt, in den letzten Jahren unter anderem von der „Europäischen Aktion“ (EA)² um Rigolf Hennig, der Zeitschrift „Umwelt&Aktiv“ der völkischen Siedlerbewegung oder dem „Freundeskreis Udo Voigt“ um den NPD- Europabgeordneten Udo Voigt. Der Verein selbst richtet dort monatliche Vortragsveranstaltungen aus.³

Am 4. und 5. August veranstaltet der Verein um ihren Vorsitzenden Wolfram Schiedewitz sein viertes Sommerfest. Als ReferentInnen werden Christa Braun, Paul Latussek (Vizepräsident des „Bund der Vertriebenen“ von 1992-2001, derzeit Vorsitzender der Landesgruppe Thüringen der Landsmannschaft Schlesien und Vorstandsmitglied der „Gedächntisstätte e.V.“; seit 2006 rechtskräftig verurteilt wegen Volksverhetzung aufgrund einer holocaustrelativierenden Pressemitteilung), Pierre Krebs (Gründer des „Thule-Seminar“ in Kassel⁴ ), sowie die Vertriebenen-Funktionärin Gerlinde Groß angekündigt.

Ulrich Pätzold und Wolfram Schiedewitz_2017

Wolfram Schiedewitz (rechts) während einem Interview mit Ulrich Pätzold (links) vom neonazistischen Internetsender „Nordland.tv“ im Mai 2016

Sommerfest Gedächtnisstätte eV 2018

Ankündigung des Sommerfestes 2018 im aktuellen Programmheft der „Gedächtnisstätte e.V.“

Die Vertriebenen-Funktionärin Gerlinde Groß

Gerlinde Groß ist eine langjährige Vertriebenen-Funktionärin des „Bund der Vertriebenen“ (BdV) und deren „Landsmannschaft Ostpreußen“ (LO) in Hessen. Vertriebenenverbände sind seit jeher bekannt für ihre revanchistischen Forderungen, ihren Geschichtsrevisionismus und gelten als Brutsätten rechtskonservativer bis neonazistischer Politik.⁵ Politisch umworben werden diese Verbände schon seit Konrad Adenauer vor allem von der CDU, aber auch jeder anderen bürgerlichen Partei.⁶

Gerlinde Groß hat seit Anfang der 1990er Jahre führende Funktionen in Ortsgruppen des BdV, der LO, der „Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland“ und im „Förderverein für Vertriebenenfragen“ inne. Im Jahr 1999 unterzeichnete die zu dieser Zeit in Eppstein wohnhafte Groß einen deutschtümmelnden Aufruf des „Arbeitskreis Unsere Sprache“ (ARKUS)⁷ für einen vermeintlich notwendigen Erhalt der deutschen Sprache. Bei einem Monatstreffen der LO in Frankfurt a.M. im März 2001 mahnte sie als damals zweite Vorsitzende des Kreisverbandes in ihrer Rede, dass „die Mitglieder der Gruppe nicht nur zur Unterhaltung zusammenkämen, sondern auch die politische Aufgabe hätten, die Belange aller deutschen Heimatvertriebenen zu vertreten und die Verwirklichung des Heimatrechts als allgemeines Menschenrecht einzufordern“. Dies ist ein häufig bei Vertriebenen zu findender Verweis auf die „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ von 1950, in dem es unter anderem heißt: „Die Völker der Welt sollen ihre Mitverantwortung am Schicksal der Heimatvertriebenen als der vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen empfinden.“ Als Vorsitzende des BdV-Ortsverbandes Usingen und ehrenamtliche „Aussiedlerbetreuerin“ war sie im Juni 2002 maßgeblich an der Verlegung eines Gedenksteins mit der Inschrift „Zur Erinnerung und Mahnung an Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten 1945-1946“ im Ort beteiligt.⁸ Im Oktober des gleichen Jahres führte sie die BdV-Trachtengruppe beim Jubliäumsumzug zum 1200-jährigen Bestehens von Usingen an. Bereits ein Jahr später, im November 2003, wurde ihr der Ehrenbrief des Landes Hessen – samt einer Laudatio des damaligen Bürgermeisters Matthias Drexelius (heute Kreistagsabgeordneter im Hochtaunuskreis und Ortsvorsitzender der CDU in Usingen) – verliehen. Drexelius sagte über Gerlinde Groß in seiner Laudatio, dass „der Frieden und das geeinte Europa“ ihr Ziel sei. Die „Preußische Allgemeine Zeitung“ (PAZ), das offizielle Presseorgan der LO, gibt weiter die Rede von Groß folgendermaßen wieder: „In ihren Dankesworten griff sie diesen Aspekt [die Rede von Drexelius, Anm. d. Verf.] auf und erinnerte daran, daß der verlorene Zweite Weltkrieg noch immer nachwirke, aber seine Wunden nach und nach heilten. Alle müßten sich im größeren europäischen Haus, welches zum Osten und der Heimat hin erweitert wird, einrichten, dabei aber die ‚historische Wahrheit, nicht nur die politische Wahrheit hören‘. Nur auf Grundlage der Anerkennung der Vertreibung kann ein geeintes Europa friedliche Wirklichkeit werden.“ So lässt sich der Ehrenbrief des Landes Hessen als Anerkennung für Groß Einsatz bei der Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen durch ihre Darstellung von Deutschen als vermeintliche Opfer des von ihnen selbst begonnen Vernichtungskrieges verstehen. In den darauf folgenden Jahren stieg sie weiter zur Vorsitzenden der „Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen (Kreisverband Frankfurt a.M.) e.V.“ auf, welche sich regelmäßig im „Haus der Heimat“⁹ in Frankfurt-Eckenheim trifft, und verzog augenscheinlich nach Wehrheim.

Screenshot Landsmannschaft Ost- und Westpreußen FFM

Anschrift der „Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen (Kreisverband Frankfurt a.M.) e.V“ im März 2018

Als Fünktionärin hält Groß auch Vorträge zum Themengebiet Flucht und Vertreibung von Deutschen aus dem ehemaligen Ostpreußen, in denen laut Rezension der PAZ aus dem Jahr 2001 „Fakten“ geliefert werden „die man bei den Fernsehsendungen leider vermiss[t]“. Somit überrascht es wenig, dass als Thema ihres Vortrags beim „Sommerfest“ in Guthmannshausen ihre eigene „Flucht aus Ostpreußen über das Haff bis zum Kreis Stolp und weiter unter den Russen bis 1947“ angekündigt wird. Als Vertriebenen-Fünktionärin gehört die Selbstinszenierung als vermeintliches Opfer im Dienste des deutschen Nationalismus zu ihrem politischen Kerngeschäft.

Abschließend muss festgehalten werden, dass die deutschen Opfermythen sowie der Geschichtsrevisionismus von Gerlinde Groß keine randständige Meinung darstellen, sondern seit Gründung der Bundesrepublik ihren festen Platz innerhalb der Gesellschaft und des Staatswesens haben. Die einzige vernünftige Forderung kann daher nur in der Auflösung der Vertriebenenverbände und der Überwindung der sie fördernden gesellschaftspolitischen Ordnung liegen.


1. https://www.lotta-magazin.de/ausgabe/53/kein-ende-sicht

https://www.antifainfoblatt.de/artikel/collegium-humanum-verboten

2. Die EA gab im Juni 2017 die Aufgabe ihrer Aktivitäten in „operativer Form“ bekannt, vermutlich in Reaktion auf ein mögliches Verbotsverfahren nach Hausdurchsuchungen in Zusammenhang mit von Mitgliedern durchgeführten
Wehrsportübungen. Siehe hierzu:

http://www.belltower.news/artikel/ermittlungen-wegen-bildung-einer-kriminellen-vereinigung-was-ist-die-europäische-aktion

https://www.antifainfoblatt.de/artikel/das-ende-der-%E2%80%9Eeurop%C3%A4ischen-aktion%E2%80%9C

3. Weiterführende Informationen zum Verein „Gedächtnisstätte e.V.“:

http://www.belltower.news/lexikontext/gedaechtnisstaette-ev

https://thueringenrechtsaussen.wordpress.com/2014/05/24/braune-hauser-in-thuringen/

https://thueringenrechtsaussen.wordpress.com/2014/08/01/geschichtsrevisionischtes-denkmal-in-guthmannshausen/

https://thueringenrechtsaussen.wordpress.com/2016/07/22/erneutes-neonazi-fest-in-guthmannshausen/

4. Siehe unter anderem: https://www.antifainfoblatt.de/artikel/neonazis-im-gewand-der-neuen-rechten (der Verein wurde allerdings bereits 1980 gegründet).

5. So organisierte zum Beispiel die ehemalige Jugendorganisation der LO, die „Junge Landsmannschaft Ostpreußen“ die jährlichen geschichtsrevisionistischen Neonazi-Demonstrationen in Dresden zur Bombardierung der Stadt während dem Zweiten Weltkrieg – zeitweise einer der größten Neonaziaufmärsche in Europa.

6. Sogenannte „Volksdeutsche“ aus den Ostgebieten des ehemaligen Deutschen Reichs werden als sogenannte „Vertriebene“, bzw. „Heimatvertriebene“ gemäß des nach wie vor gesellschaftlich stark verankerten völkischen Nationalismus der BRD staatlich anerkannt und gefördert. Die Rechtsgrundlage heirfür ist das „Bundesvertriebenengesetz“. In Bayern und Hessen haben die sogenannten Vertriebenen gar eigene Gedenktage. Auch staatlich geförderte Feste wie der „Hessentag“ entstanden als Maßnahmen zur Integration sogenannter Vertriebener.

7. ARKUS war teil von „Unser Land e.V.“ um den extrem rechten Multifunktionär und Autor Alfred Mechtersheimer, welcher unter anderem für das offizielle Organ der LO, dem „Ostpreußenblatt“ (seit 2003 „Preußische Allgemeine Zeitung“), schrieb. Die UnterzeichnerInnen dieses Aufrufs verpflichteten sich selbst zu einem 10-Punkte Programm:

„Die Bewahrung der deutschen Sprache ist eine wichtige europäische kulturelle Aufgabe. Deshalb werde ich mich bemühen, die folgenden zehn Punkte zu beachten:
1. Ich verwende nach Möglichkeit in Wort und Schrift deutsche Bezeichnungen.
2. Ich verzichte auf Amerikanismen und nichtssagende Redewendungen.
3. Ich meide Rundfunkprogramme mit überwiegend englischsprachigen Liedern.
4. Ich sehe vornehmlich Filme deutscher und europäischer Herkunft.
5. Ich bevorzuge auf deutsch beworbene Waren und Dienstleistungen.
6. Ich fordere bei der Einbürgerung die Beherrschung der deutschen Sprache.
7. Ich trete für das Erlernen von Fremdsprachen ein.
8. Ich will anderen Völkern bei der Bewahrung ihrer Sprache helfen.
9. Ich fordere Deutsch als gleichberechtigte Sprache in der EU und in der Wissenschaft.
10. Ich beteilige mich an gemeinsamen Aktionen für die Erhaltung der deutschen Sprache.“

8. Bei der Verlegung des Gedenksteins machte der damalige Landesbeauftragte der Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Rudolf Friedrich (CDU), die nationalistische Bedeutung solcher Gedenk- steine deutlich: „Dieser Gedenkstein gehört künftig zur nationalen Identität der Deutschen. Heimat stiftet Identität, Erinnerung stiftet Identität, und diese Identität ist ein Teil des kulturellen Gedächtnisses der Nation.“ Anwesend bei und beteiligt am Prozess der Verlegung des Gedenksteins waren auch die Lokalpolitiker Uwe Kraft (CDU) und der verstorbene Heinrich Nitschke (SPD).

9. Hier treffen sich regelmäßig die verschiedenen Vertriebenenorganisationen aus dem Raum Frankfurt. Im Juni 2008 fand im „Haus der Heimat“ eine Veranstaltung des faschistischen „Institut für Staatspolitik“ (IfS), beziehungsweise des damit verbundenen „Antaios Verlag“, mit deren zentralen Vertretern Götz Kubitschek und Karlheinz Weißmann statt: https://antinazi.wordpress.com/2008/06/28/institut-fur-staatspolitik-tagung-unter-polizeischutz-dank-cdu-und-bdv/.

Zum Hintergrund des 2000 in Bad Vilbel gegründeten IfS und deren Mitbegründer und Vereinsvorsitzende, der hessische AfD-Politiker Andreas Lichert, siehe: https://www.lotta-magazin.de/ausgabe/68/drahtzieher-im-neurechten-netz.

 

Reclaim feminism – Aufruf zum Frauenkampftag am 8. März

Jedes Jahr, wenn der internationale Frauenkampftag am 8. März näher rückt, kann man sich im Zuge dessen Gedanken darüber machen, was im vergangenen Jahr aus feministischer Perspektive gut bzw. schlecht lief. Neben gruseligen Ereignissen wie der sogenannten „Demo für Alle“ in Wiesbaden und Kelsterbach, dem Prozess in Gießen gegen die Gynäkologin Kristina Hänel, die auf ihrer Website über Abtreibungen informierte oder die 120 Dezibel Kampagne der „Identitären Bewegung“, gab es in Frankfurt und Umgebung viele positiv hervorzuhebende Tage und Aktionen. Um nur einige Beispiele zu nennen: Angriffe auf AbtreibungsgegnerInnen, das Fight the Norm Bündnis und die Proteste gegen die “Demo für Alle”. Der 8. März ist ein Tag, an dem wir unsere Forderungen auf die Straße tragen, um unseren Kampf für ein Ende des Patriarchats und der herrschenden Verhältnisse sichtbar zu machen.

Diesen Verhältnissen, in denen das hierarchische Geschlechterverhältnis uns als ein integraler Bestandteil erscheint und zum Beispiel Reproduktionsarbeit (die in den meisten Fällen von Frauen verrichtet wird) immer noch ein nicht sichtbarer Teil der kapitalistischen Produktion ist, haftet ein ideologischer Schleier an. Diese Verschleierung äußert sich unserer Ansicht nach in zwei Narrativen, dem autoritären und dem liberalen, die wir an dieser Stelle kurz erläutern wollen.

Zunächst zum autoritären Narrativ. Dieses lässt sich besonders innerhalb der politischen Rechten, aber auch allgemein in religiösen und traditionalistischen Milieus beobachten. Ein vermeintlicher Kampf um die Rechte von Frauen wird instrumentalisiert. Erzielte emanzipatorische Errungenschaften der bürgerlichen Gesellschaft sollen rückgängig gemacht werden. Insgesamt gilt es klar zu machen, dass eine feministische Kritik an den bestehenden Umständen nicht rassistisch, antisemitisch und verschwörungsideologisch sein kann, da sie sich ansonsten selbst negiert. Stattdessen zeigen aktuelle Debatten, dass eine partikulare Kritik an einzelnen Phänomenen innerhalb der kapitalistischen Moderne nicht fruchtbar ist, da sie nicht zu einer Überwindung des Bestehenden führt, sondern lediglich in diesem verhaften bleibt und sogar intendiert, hinter dieses zurückzufallen. In letzter Konsequenz ist dieses autoritäre Narrativ zwangsläufig antifeministisch und sexistisch.

Vermeintlich entgegengesetzt – und doch vermittelt – zu diesem autoritären Narrativ eines rassistisch instrumentalisierten „Feminismus“, steht das liberale Narrativ einer bereits verwirklichten Gleichheit der Geschlechter. Allseits ist zu hören, dass es mittlerweile um die Gleichtstellung von Mann und Frau ganz gut bestellt sei. Entgegen der gängigen Vorstellung einer erreichten Egalität, die spätestens seit der Erkämpfung des Wahlrechts für Frauen vor 100 Jahren und einer Frau an der Spitze der bundesdeutschen Regierung erreicht zu sein scheint, gilt es stets zu betonen, dass diese unter den derzeitigen Verhältnissen nicht zu erreichen sein wird.

Natürlich liegt es uns fern, beide Narrative gleichzusetzen. Wie oben erwähnt, erscheinen uns beide Erzählungen als affirmativ. Es gibt jedoch innerhalb des liberalen Narratives, im Gegensatz zum autoritären, eine Chance, sexuelle Gewalt und Belästigung öffentlich zu machen, anzuprangern und zu skandalisieren. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die #metoo Kampagne. Ohne uns in einer detaillierten Analyse und abschließenden Bewertung dieser Debatte zu verlaufen, gilt es unserer Auffassung nach dennoch stark zu machen, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit Herrschaftsstrukturen und Geschlechterverhältnissen ist, um daraus eine feministische Perspektive zu entwickeln.

Abschließend kann die Notwendigkeit einer umfassenden Kritik der Verhältnisse – in denen sowohl das autoritäre, als auch das liberale Narrativ verharrt – für die Entwicklung eines radikalen Feminismus festgehalten werden, der nicht zuletzt die Überwindung eben dieser Verhältnisse intendiert. Unsere Vorstellung des Besseren lässt sich angemessen mit den Worten Theodor W. Adornos zusammenfassen:

Eine emanzipierte Gesellschaft jedoch wäre kein Einheitsstaat, sondern die Verwirklichung des Allgemeinen in der Versöhnung der Differenzen. Politik, der es darum im Ernst noch ginge, sollte deswegen die abstrakte Gleichheit der Menschen nicht einmal als Idee propagieren. Sie sollte statt dessen […] den besseren Zustand aber denken als den, in dem man ohne Angst verschieden sein kann.“ [1]

Trotz der schwierigen Ausgangslage, bleibt es wichtig, den Kampf gegen reaktionäre Kräfte zu führen. Es darf jedoch nicht genügen, das Bestehende lediglich zu verteidigen. Stattdessen sollte die Vorstellung eines besseren Zustandens auch als Anlass genommen werden, nicht nur am 8. März, sondern stets für die Emanzipation einzustehen. Deshalb laden wir euch ein, gemeinsam mit uns am internationalen Frauenkampftag um 16 Uhr am Studierendenhaus, den Kampf für den antiautoritären Feminismus und eine befreite Gesellschaft in einer kämpferischen Demonstration auf die Straße zu tragen!

[1] Theodor W. Adorno: Minima Moralia, GS, Bd. 4, S. 114.